Marrakesch Teil 2 – Stadt der Gegensätze oder zwischen Himmel und Hölle

 

* Fortsetzung Tag 1*

Teil 1, 3 & 4 findet Ihr hier

Im Fashion Hotel angekommen, kam direkt jemand um unsere Koffer hinein zu tragen. Ab ins Bett wäre jetzt eine Gute Idee. Da es in Marokko aber erst 18.30 Uhr war, war es irgendwie auch keine wirkliche Option.

Also desinfizierte ich erstmal das komplette Hotelzimmer, wie ich es immer tue. Alles was wir anfassen könnten oder anderweitig nutzen würden. Zum Glück lag unser Hotel direkt an einer Hauptstraße in der Neustadt. So konnten wir uns danach noch ein wenig umsehen.

Das Wetter war toll, wir konnten Problemlos in T-Shirt los. Kennt Ihr das, wenn man in einem fremden Land steht  und die ganzen anderen Gerüche wahrnimmt? Gerade in warmen Gefilden fällt mir das immer wieder auf. So sog ich erstmal die Nordafrikanische Luft tief in meine Lunge um den Geruch tief in mir aufzunehmen. Ich liebe es so sehr!

Wir gingen in eine Mall im Stadtteil Guéliz (Neustadt) namens Carre Eden. Wir suchten nach einem Supermarkt um uns mit ein paar Kleinigkeiten einzudecken, den fanden wir im Untergeschoss. Dirham (MAD) hatten ich schon in Hamburg geholt. Ich empfehle es Euch jedoch nicht, da ich im Nachhinein erfuhr, dass es verboten ist, Marokkanisches Geld ins Land einzuführen. Die Ausfuhr ist auch nicht erlaubt. Herrje, was habe ich mir am Flughafen vor Angst fast in die Hose gemacht. Und das nicht nur, weil ich sowieso eine volle Blase hatte. 😉

 

Da wir aber auch hungrig waren, wie Hyänen, suchten wir nach einem Restaurant, in dem man Tajine bekommt. Mir war es einfach wichtig, kulinarische Spezialitäten des Landes zu probieren. Der Vegetarier hätte auch eine Pizza von Domino’s in der Mall gegessen. Das kam für mich aber so gar nicht in Frage. Ein paar Häuser neben unserem Hotel fanden wir das Café La Comédie. Hier stärkten wir uns nach der langen Anreise erstmal. Dann schlenderten wir wieder zum Hotel und ließen den Abend in Ruhe ausklingen.

 

 

Tag 2 

Am nächsten Morgen ging der erste Weg zum Frühstücksraum. Hier füllten wir unsere Mägen bevor es los ging in Richtung Medina (Altstadt).  Der Weg dorthin war einfach und die Umgebung war auch wirklich schön.

Obstbäume säumten die Straßen. Orangen, Zitronen, Datteln aber auch Olivenbäume waren überall zu finden. Die Architektur der Häuser verzauberte mich. Der Verkehr war, wie erwartet, chaotisch und laut. Alle paar Minuten wurden wir angehupt oder angebrüllt, weil uns Kutscher oder Taxifahrer einsammeln wollten.

Irgendwann kamen wir an der Koutoubia Moschee vorbei. Diese ist sehr imposant und hat obendrein noch eine außergewöhnliche Geschichte. Da das Gebäude nicht korrekt in Richtung Mekka ausgerichtet war, wurde es wieder abgerissen und nebenan wieder neu aufgebaut. Die Reste des ersten Gebäudes sind noch da. Auf den ersten Blick sieht es dadurch aus, wie ein Friedhof.

Hier trafen wir auf einen älteren Herren mit einem Tablett voller Makronen. Er war sehr  freundlich. Er fragte uns woher wir kommen und packte gleich all seine Deutschbrocken aus. Das fand ich sehr süß. Kaufen wollte ich aber nichts. Er unterhielt sich also ganz beiläufig und scheinbar sehr interessiert mit mir. Nebenbei versuchte er immer wieder mir seine Makronen anzudrehen. Ich wollte nicht. Ich war noch satt vom Frühstück. Irgendwann habe ich nicht aufgepasst und schwupps hat er mir dieses Gebäck sehr geschickt in die Hand geschmuggelt. So schnell konnte ich nicht mal gucken. Er machte keine Anstalten Geld zu wollen. Als der Vegetarier sich uns näherte, tat er dasselbe mit ihm. Er wirkte wie jemand, der zur Moschee gehörte. Wir redeten noch kurz mit ihm, dann ging er davon um direkt wieder zu kommen und Geld zu verlangen. Und zwar unangemessen viel.

Oh je, nun bin ich also doch auf so etwas reingefallen. Ich hoffte es würde auch das letzte mal bleiben.

Wenn man an der Moschee steht, braucht man nur noch die Hauptstraße überqueren und schon riecht man ihn, den berühmten Marktplatz Djemaa el Fna. Auch bekannt unter dem Namen „Platz der Verstorbenen“ Der Duft rührt aber nicht von Leichen, wie man bei dem Namen vermuten würde, oder den Gewürzen, für die Marrakesch ja bekannt ist, sondern vom Dunst der Pferde vor die zahlreichen Kutschen gespannt sind. Geht man etwas weiter, steht man mitten drin, im bunten Treiben der Gaukler, Händler, Bettler und Tier-Ausbeuter.

Was mich tatsächlich am Meisten erschreckte und tief erschütterte war, dass die Tiere völlig verhaltensgestört waren, die sengende Hitze in der sie stehen mussten, machte ihnen zu schaffen. Viele Pferde hatten offene Stellen in denen Fliegen saßen.

Der Platz ist sehr laut und gleichzeitig hat man das Gefühl, man wäre in einer anderen Welt. Sofort wurden wir angebettelt, jeder wollte uns Affen in dümmlichen Kostümchen oder sedierte Schlangen auf die Schultern setzen. Frauen kamen auf mich zugestürmt und wollten mir die Hände mit Henna bemalen. All das hat mich tatsächlich überfordert ohne, dass ich es direkt bemerkt hätte.

Eigentlich wollte ich doch nur einen Orangensaft, von dem uns die, mit uns in Weeze gestrandeten, Leute erzählt hatten. Die Säfte hier sind sehr lecker und günstig, hieß es.  Man sollte aber nicht den Fehler machen und einen mit Zitronensaft gemischten Saft und einen Becher zum mitnehmen bestellen. Das kostet nämlich gleich 25 MAD (€2,50) statt der üblichen 4-5 MAD (40-50 cent). Das war meine 2. Lektion an dem Tag.

Dann sind wir durch die Souks gelaufen um die frühere Koranschule Medersa Ben Youssef zu besichtigen. Himmel, also Stadtpläne für die Medina könnt Ihr gleich in die Tonne treten, es ist einfach kaum möglich diese zu verstehen. Durch dieses Labyrinth kommt man nur mit Tricks ohne sich zu verlaufen. Merkt Euch Dinge, die Außergewöhnlich sind. Es gibt weder Straßennamen, noch Straßenschilder, geschweige denn irgendwelche Nummern an Häusern oder in den Straßen. Zudem sieht auch noch alles gleich aus.

Das schlimmste daran ist der Umstand, dass viele Einwohner, einem vermeintlich helfen wollen. Besonders penetrant sind hierbei die Kinder. Sie rufen einem zu, dass man auf dem falschen Weg sei, obwohl sie nicht einmal wissen, wohin man eigentlich möchte. Lasst Euch dadurch nicht verunsichern und versucht Euch auf Euer Gefühl zu verlassen. Es gab einen Film, der das ganz gut gezeigt hat. Der Name des Films war Scam City Marrakesch. Dort haben die Leute in den Interviews sogar erzählt, dass sie es lustig finden, die Touristen auf den falschen Weg zu lotsen. Den hätte ich gern hier verlinkt, leider ist er bei Youtube noch zu finden aber in Deutschland nicht mehr anzusehen. Sollte jemand einen Proxy Browser haben, könnt Ihr mal gucken ob es Euch gelingt. Den Link findet Ihr hier. Der Film ist toll und zeigt Marrakesch wie es ist. Eben nicht immer nur die tollen Seiten, sondern mal die ganze Abzocke, die dort vorherrscht. Auch die Masche wie die Portemonnaies geklaut werden, ist sehr interessant. Aber ich schweife mal wieder ab….

In der Koranschule angekommen schauten wir uns um. Architektonisch war sie, wie viele Bauwerke in Marrakesch, einfach nur wunderschön. Was ich schade fand war, dass die Räume nicht beschriftet waren und an vielen Stellen der Putz von der Decke kam. Leider lagen in manchen Räumen auch Zementsäcke achtlos in den Ecken. Man ist dadurch, dass es nirgendwo etwas zu Lesen gibt sehr schnell durch. Der Eintritt ist mit 20 MAD (€ 2,-) recht günstig.

Genau gegenüber ist ein weiteres Museum, dass wir gern besichtigen wollten. Das Musée de Marrakech hat vorne ein nettes Café. Wir gingen in das, für Marrakeschs Verhältnisse, recht teure Museum (50 MAD/€ 5,-) und der Eintritt in die Haupthalle ließ mir einen Augenblick den Atem Stocken. So ein Prunkvolles Inventar habe ich selten gesehen. Ich konnte allerdings auch kaum noch laufen. Mein Knie schmerzte und ich ließ die Ausstellung aus. Dafür saß ich dann eine Weile in der Halle und genoss die Schönheit. Danach tranken wir noch etwas im zugehörigen Café.

Als wir wieder raus kamen, fiel mir auf, dass dort mitten in der Landschaft Gewürze ausgebreitet lagen. Irgendwie kaum vorstellbar, dass jemand sowas im sterilen Deutschland tun könnte. In direkter Umgebung gab es noch eine Sehenswürdigkeit, Koubba Almoravid, eines der ältesten Gebäude der Stadt. Gegen die Besichtigung entschieden wir uns aber, da ich einfach nicht mehr konnte und ein Foto von außen uns auch gereicht hat. Das Ticket bekommt man übrigens auch als Kombi mit dem Ticket für die Medersa Ben Youssef.

Auf dem Rückweg in die Neustadt machten wir noch einen Abstecher in den Cyber Park. Das ist der Ort an dem die Jugend Marrakeschs sich herumtreibt, denn hier gibt es kostenloses W-Lan. Junge Liebende treffen sich hier zwischen einer wunderbaren Flora und Fauna. Die Katzen hier sehen wohlgenährt aus und sind auch noch zutraulich. Aber selbst hier gibt es Leute, die sich neben einen setzen und versuchen mit irgendwelchen angeblichen Freundlichkeiten Geld aus den Touristen zu pressen. Lasst Euch nicht einwickeln und nehmt nichts an. Egal was es ist und wenn es nur Hilfe mit dem Stadtplan ist. Das kostet. Verlasst Euch drauf. Ein junges Paar, welches uns gegenüber saß, hat diesen Fehler gemacht. Die waren genauso überfordert wie ich am Tag zuvor. Wir nutzten die Gelegenheit WhatsApp, Emails, Facebook usw. zu checken.

Abendessen gab es an diesem Abend im Café Elite in Guéliz. Danach gingen wir noch in den Supermarkt, besorgten Getränke und ein paar Kleinigkeiten. Vor dem Schlafen schauten wir noch ein wenig marokkanisches TV.

 

Tag 3

 

Am nächsten Morgen liefen wir nicht in Richtung Medina, sondern entgegengesetzt. Wir wollten die Menara Mall ansehen. Auf dem Weg bemerkten wir, dass wir vom Flughafen sogar zu Fuß zum Hotel hätten gehen können. Die Häuser sahen hier sehr viel luxuriöser aus als im restlichen Marrakesch. Die Hotels der Umgebung gehören auch eher in das Luxus Segment. Auf dieser Seite der Stadt ist auch das Royal Theatre und der Hauptbahnhof von Marrakesch zu finden.

Ich wollte unbedingt eine Dattel vom Baum probieren, da es diese ja in Hülle und Fülle gab. Leider haben die Dattelpalmen einen entscheidenden Nachteil. Sie sind irre hoch! Ich kam einfach nicht dran. Eine Olive war jedoch in Reichweite und so probierte ich diese ohne nachzudenken. Dumme Idee, ich weiß ja eigentlich ganz genau, dass die Dinger vorher fermentiert werden müssen aber „Wer nicht hören will, muss fühlen“ ist manchmal eben doch Programm. Verdammt, war das eine bittere Erfahrung. Im selben Moment, in dem ich rein biss, spuckte ich auch schon wieder alles aus. So schnell konnte ich gar nicht gucken. Iiiiiih dieser Geschmack und das stumpfe Gefühl im Mund…. Päh pfui…

Unterwegs liefen wir an Kamelen vorbei, wurden wieder von vielen Marokkanern angehupt und angebrüllt. Doch wieder wollten wir weder Kutsche noch Taxi fahren. Die armen Tiere taten mir so leid, dass ich fast geweint hätte, jedes Mal wenn ich sie mit den dümmlich grinsenden Touristen im Wagen sah. Das nagte den kompletten Urlaub an mir. Ich verstehe einfach nicht, wie man Tiere so behandeln kann. Langsam begann ich schon diese Fahrgäste inbrünstig zu hassen. Warum denken eigentlich so viele Manschen nur an Ihr eigenes Vergnügen, egal ob auf kosten anderer Lebewesen oder nicht?

Die Menara Mall war noch nicht ganz fertig und viele der Läden waren noch nicht vollends eingerichtet oder überhaupt vergeben. Der Mix aus Moderne und Tradition ist absolut genial. Die obere Etage besteht aus einem Kinder Indoor Spielplatz und einer Rooftop Terrasse auf der die Gäste das Essen der Fressmeile verzehren können. Die Aussicht ist atemberaubend. Direkter Blick auf das Atlas Gebirge und den Flughafen sind garantiert. Zum Ende gab es hier noch eine Stärkung.

 

collage Menara

Luxusaustattung traditionell Menara Mall

 

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Moderne Elemente der Menara Mall

 

Da wir schon auf der Ecke waren ging es zum Anschluss in die Menara Gardens (Jardin Menara). Hier versammeln sich die Bürger massenhaft zu Picknicks. Aber auch Liebespaare gibt es hier wieder zur Genüge. Ich möchte ehrlich nicht wissen, was da zwischen den vielen Olivenbäumen so alles passiert, denn es ist ein riesen Grundstück mit sehr vielen versteckten Ecken.

Das Prunkstück ist ein Wasser Reservoir mit Hydraulik, um die Olivenbäume zu bewässern und der zugehörige Pavillon. Ich habe gehört, dass ein Sultan diesen erbaut hat um dort Jungfrauen zu vernaschen. Wenn diese ausgedient hatten, soll er sie ins Wasser gestoßen haben. Ob das stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen aber was ich beurteilen kann ist, dass es ein schmutziger Tümpel ist, mit jeder Menge toten Fischen. Von dort würde ich keine Oliven essen wollen. Die Ernte war aber in vollem Gange.

 

collage menara gardens

Menara Gardens

 

Abends aßen wir im Hotel erstmal Dinge die wir unterwegs im Supermarkt gekauft hatten. Brot, Oliven und andere Leckereien. Danach trieben wir uns noch in der Neustadt rum. Am Brunnen nahe unseres Hotels war eine Bühne für den Danone Nations Cup aufgebaut. Dort gab es einen DJ und viel Musik. Menschen tanzten und feierten. Das war wirklich toll zu beobachten. Am meisten feierten die Leute zum bereits 5 Jahre alten Shakira Song Waka Waka .

Wie wir die restlichen tage verbracht haben und wo wir noch so gelandet sind werdet Ihr demnächst zu lesen bekommen. Ich hoffe es war soweit schon mal hilfreich.

Bis demnächst!

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