Die Prüfung aus dem Ärmel schütteln… aber nicht aus meinem!

Prüfungen haben wir ja fast alle schon mal gehabt, wenn nicht steht bestimmt in Zukunft mal eine an.

Die Abschlussprüfung nach der Ausbildung war in meinem Falle ganz besonders interessant. Ich habe wochenlang vorher wie eine Wilde gepaukt. Leider hatte ich es damals, aufgrund von Liebeskummer, nicht so ernst genommen mit dem erscheinen in der Berufsschule. Einiges an Stoff fehlte mir also.
In der schriftlichen Prüfung gab unser Klassenlehrer uns völlig unerwartet ein paar Tipps. Ich hatte das nicht gleich mitbekommen und nochmal nachgefragt. Die anderen waren etwas schadenfroh und kommentierten das mit: „selber Schuld“ oder „dann hättest Du mal zum Unterricht kommen sollen“.

Ganz vorne weg, meine >nette< Klassenkameradin, Nina. Die war sowieso immer ziemlich unausstehlich. Sie hat mich des Öfteren aufgrund einer platonischen Freundschaft zu einem Klassenkameraden Nkarang aus Gambia als N…gerschlampe  beschimpft und das war nur der Gipfel des Eisbergs. Das hat sich allerdings gerecht. Aber immer der Reihe nach!

Nun gut, bei der Prüfung nahm ich das nun erst mal so hin. Die Mathematikprüfung war ganz furchtbar. Ich hatte ein totales Blackout. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich gar nichts auf die Reihe bekomme. Alles lief in Zeitlupe vor mir ab. Ich starrete auf das Blatt und konnte nichts mehr von dem erkennen, was da geschrieben stand. Innerlich schrie ich mich selbst an: Rechne, los nun rechne endlich. Mach was, irgendwas!

Dann kam die praktische Prüfung an dran. Natürlich waren wir alle extrem nervös. Zuerst wurden wir einzeln in die Küche gerufen um Kräuter und Gewürze zu identifizieren.

Dann ging es direkt zum Lose ziehen um zu klären welches Menü, von wem, gekocht wird.

Heutzutage gibt es für Köche ja Warenkörbe. Da gab es im Jahr 2000 noch nicht.

Das Menü sah wie folgt aus:

–          Tomatensuppe mit Truthahn Klößchen

–          Pochierte Forelle mit tournierten (in Form geschnitten) Kartoffeln, tournierten Zucchini, gedünsteten Champignons und Estragon Sauce

–          Poularde mit Risotto, Obst Beignets (Obst in Wein Teig ausgebacken)und Currysauce

–          Rhababer Grütze mit echter Vanillesauce

Tja, dabei hatte ich wohl irgendwie eine ganz schlechte Minute. Ich zog natürlich das Los mit dem Fischgang. Was nicht gerade von Vorteil ist, wenn man Fisch ekelig findet. Da musste ich dann jetzt wohl oder übel durch. Wie gerne hätte ich den Fleischgang gezogen. Das wäre für mich das perfekte Menü gewesen, da hätte ich mehr Zeit, weniger zu tun und außerdem mehr ein Händchen für gehabt.

Neben mir stand Tobi, der war total im Eimer! Er hat durchgehend irgendwelche Werbesongs vor sich hin gesungen. Ich fing mit der Vanillesauce an, damit die noch genug Zeit hatte abzukühlen. Vor lauter Nervosität nahm ich ganze Eier statt nur die Eigelbe. Ich goss das ganze unauffällig in den Abguss und nahm mir unbemerkt ein paar neue Eier. Fing dann von vorne an und alles war gut. In meinen Truthahnklößchen hatte ich zu viel Brot das war aber nicht weiter schlimm, dann focht ich den Kampf der Titanen mit meiner ollen Forelle aus. Das Mistvieh war glitschig und rutschte mir ständig auf dem Brett hin und her. Am liebsten hätte ich sie mit Zwei-Phasen-Kleber ans Brett geklebt. Als das Tier bezwungen war, fing ich an es zu pochieren. Den Sud nahm ich dann für die Sauce, doch leider konnte ich diese vor lauter ekel, nicht probieren. Da ich im Betrieb oft zu vorsichtig gewürzt habe, dacht ich: “das mache ich heute mal anders!“  Dummer Fehler kann ich nur sagen!!! Leider haben die Prüfer die nicht mehr retten können, so schlimm war das. Ein bisschen ins Trudeln kam ich dann, durch das tournieren oder alles andere was um mich herum geschah.

Zuerst hat mich der Tobi total zugetextet, dass er ja aus der Spitzengastronomie käme und es in seinem Lehrbetrieb ja nur Gourmet Speisen gäbe. Als er dann seine Poularde auseinander nehmen sollte ging es allerdings schon los.  Er wusste nicht wie, also erklärte ich es Ihm und war ein wenig verwundert, wenn man doch alles kann, warum dann nicht Poularde verarbeiten. Er klärte das ganze natürlich gleich auf. Die haben keine Poularden, nur Wachteln und Co. Na klar, wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen, das ist ja kein Vogel. Dann war seine Vanillesoße total ausgeflockt, weil Sie zu heiß wurde. Man hätte sie fast schon als Rührei am Frühstücksbüffet servieren können. Ich gab ihm den Tipp, das schnell mal weg zu kippen. Er fand es allerdings viel schlauer Sahne steif zu schlagen und unter zu heben. Wir diskutierten noch ein wenig über die Bedeutung einer frischen Vanillesoße, als er zum Ofen ging um nach seinem Risotto zu schauen. Sein Blick in den Topf war Gold wert, meiner sicher Platin. Er rief „Häh, Sue kannst Du mir vielleicht sagen wieso mein Reis nicht gar wird?“ Während er mit dem Kochlöffel in dem Topf rumstocherte. Ich ging also nochmals zu Ihm und riskierte einen Blick! Ich dachte echt einen Augenblick der will mich jetzt verarschen, das kann es gar nicht geben. „Ich fragte Ihn, warum er denn gar keine Brühe, geschweige denn irgendeine andere Flüssigkeit, in das Risotto gekippt hat. Seine Reaktion war: „ach, muss man das?“ Das weiß doch sogar jemand, der nicht mal kochen kann, oder? Ab da begriff ich endlich, dass es vergebene Liebesmühe war ihm zu helfen und versuchte nicht mehr rüber zu schauen, was mir verständlicherweise echt schwer fiel und sei es nur, um mal ein bisschen zu lachen.

Auf der anderen Seite des Raums gab es zwischendurch einen riesen Tumult, weil einer seinen Fischfond suchte. Wie sich herausstellte fand ein anderer es scheinbar eine gute Idee zu seinem Fleischgang ein Fisch Risotto zu servieren. Ja, man sollte eben seine Sachen nie aus den Augen lassen!

Dann kam die Genugtuung des Jahres für mich! Ich traf meine Erzfeindin Nina, heulend im Kühlhaus an. Ich fragte warum Sie nun heulen würde und Sie antwortete, weil Sie nicht wisse, wie man eine Vanillesauce macht und was tournieren überhaupt ist. Viel Zeit hatten wir nicht im Kühlhaus aber ich versuchte trotzdem ihr die Kurzfassung für beides zu liefern. Diese Ausführungen waren wohl immer noch zu kurz für sie. Die blöde Kuh hat die Prüfung versiebt obwohl die N…gerschlampe ihr zu helfen versuchte. Ebenso durchgefallen ist mein werter Nachbar Tobi! Dumm gelaufen, echt!

Und da so eine Abschlussprüfung noch nicht Qual genug ist, muss natürlich noch eine mündliche Prüfung dazu! So was hatte ich vorher noch nie machen müssen. Ich hatte Angst wie verrückt, da ich im Betrieb einen ganz üblen Abgang hatte und auf keinen Fall nochmal nachlernen wollte.  Meine ausgesuchten Themen waren Fisch und Reis, weil es die einfachsten waren. Dummerweise kam die Hälfte aller Prüflinge auf dieselbe Idee. Die Lehrer rieten uns von diesen Themen ab, da die Prüfer nicht in einer Tour dasselbe hören wollten. Am Tag vor der Prüfung war ein Kumpel bei mir um mich abzufragen und mit mir die Nacht fast durch zu pauken. Als er am Tag der Prüfung dann zur Arbeit ging kam ich auf die glorreiche Idee, doch lieber Geflügel statt Fisch zu nehmen. Ich lernte das Ganze und merkte, dass es keinen Zweck hatte. Zu spät! Ich hatte das Gefühl mein Hirn war komplett tot. Also legte ich mich noch eine Stunde schlafen, machte mich fertig und ging zur Prüfung. Auf dem Parkplatz bekam ich irgendwelche paranoiden Anfälle. Ich dachte wenn ich das jetzt nicht packe, dann lachen sich alle kaputt. Ich ging sogar an einer ehemaligen Schulkollegin vorbei und erwiderte auf  Ihr „Viel Glück!“ statt „Dir auch!“ lediglich „Danke!“ und ging weiter. Oben angekommen sah ich meinen Azubi-Kollegen David durch zwei Glastüren und fing an zu heulen wie ein Kind. Er tröstete mich und wollte mich mit zum Rauchen nehmen. Dazu war ich allerdings gar nicht in der Lage. Ich blieb also und traf meinen Prüfer Herr T. auf dem Flur. Er war total geschockt und meinte ich könne so nicht an der Prüfung teilnehmen. Ich versicherte ihm, dass ich nur aufgeregt sei. Dann besorgte er mir einen Stuhl und meinte ich solle mich wenigstens hinsetzen. Dann kam der Augenblick den Raum zu betreten, zum Glück gingen wir zu dritt. David, Ich und jemand den ich nicht kannte.  Uns gegenüber saßen drei Prüfer, zwei davon mit strengem Gesicht. Herr T. eröffnete die Prüfung mit den Worten: „Sie sind ja alle aufgeregt, einige mehr, einige weniger!“ und sah mich dabei mitleidig an. Wir nickten alle eifrig. Er fragte mich, ob ich gleich beginnen wolle und ich war froh es schnell hinter mich zu bringen. Was dann passierte war total surreal.  „Welches Thema haben Sie sich ausgesucht?“ hörte ich und antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Fisch und Reis!“ „Na, dann mal los! Was wissen Sie denn über Reis?“ Ich fing an und hörte gar nicht mehr auf zu plappern. Ich wusste nicht mal mehr, dass das da irgendwo in meinem Hirn war. Ich redete über den Anbau, die Ernte, die Sorten und Garzeiten. Alles ohne Luft zu holen! Dann stellte er mir eine Frage, mit der ich im Leben nicht gerechnet hatte: „Welche Geflügelsorten kennen Sie?“ Ich fühlte mich wie im Himmel und erzählte alles was ich am Morgen gelernt hatte. Nachdem die Jungs dann auch fertig waren warteten wir zehn Minuten um zu erfahren, dass wir bestanden hatten.  David und ich fuhren zum Hotel und köpften eine Flasche Sekt. Mein Chefkoch war total sauer und wollte einfach nicht glauben dass ich es geschafft hatte. Wieder einer dem ich es gezeigt hatte!

2 Comments

  • Doro 16. Juli 2012 at 11:16

    Herrrrlich!! Ich habe zwar einen komplett anderen Berufszweig wie du erlernt und vor kurzem meine 2. Ausbildung abgeschlossen..sogar erfolgreicher als ich je gedacht hätte. Ich dachte ich wäre schlimm, aber scheinbar bin ich nicht so allein mit meiner Prüfungsangst 🙂 Mir ging es sehr ähnlich, zudem musste ich noch eine ziemliche Strecke fahren und war schon halb am sterben, als ich los fuhr. Ich muss nicht erwähnen, dass ich nicht in der Lage war selbst zu fahren oder? Ähnlich wie bei dir entpuppten sich auch bei mir die ekeligsten Besserwisser als Nieten. Noch heute wird schlecht über mich gesprochen..von wegen ich hätte die mündliche ja so schlecht abgeliefert, wie ich da mit ner 2+ rauskommen konnte kann ja nicht angehen usw- NEID PUR. 😉
    Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du -falls es nochmal zu so einer Situation kommt- wieder alles genau so machst, denn offenbar war es so das Beste!!

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    • fleischfee 20. Juli 2012 at 15:13

      Hallo Doro,

      herzlich willkommen auf meinem Blog und danke für Deine lieben Worte! Finde ich gut, dass Du es trotzdem super gemeistert hast, das ist die Hauptsache, denn nur das Resultat zählt am Ende! Wieso musstest Du denn soweit fahren?

      Ich fange nun die zweite Ausbildung/Umschulung an und werde diesen Prüfungskram nochmal durchmachen müssen aber mittlerweile sind ja schon ein paar Jahre ins land gegangen und ich denke mittlerweile bin ich etwas lockerer, das hoffe ich zumindest! 😉

      Dir auch alles Gute!
      Liebe Grüße
      Sue

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